Blaupause für Gasnetzbetreiber – Erfolgreiche Anbindung des Leitsystems bei Thyssengas
Nahtlose Integration hybrider Datenübertragung/Grundlagen für redundante Kommunikation und remote Netzführung gesichert
Die Thyssengas GmbH ist einer der führenden Gasfernleitungsnetzbetreiber in Deutschland. Das Unternehmen transportiert über sein 4.400 km langes Leitungsnetz jährlich rund sechs Milliarden Kubikmeter Erdgas – ein Zehntel des gesamten deutschen Verbrauches. Wie viele andere Netzbetreiber verfügt auch Thyssengas über ein proprietäres Kommunikationsnetz. Angesichts der mit der Energiewende und steigenden regulatorischen Anforderungen verbundenen Herausforderungen stößt die aktuelle Übertragungstechnologie auf LTE-Basis an ihre Grenzen.
Daher fiel die Entscheidung, nicht in den Aus- bzw. Aufbau einer neuen, eigenen Kommunikationsinfrastruktur zu investieren, sondern das 450-MHz-Netz als Backup zum öffentlichen Mobilfunk zu nutzen und somit auf lange Sicht eine ausfallsichere Netzführung zu gewährleisten.
Zügiger Rollout möglich
Bei einem Netz dieser Größenordnung sind je nach Topologie rund 40 – 50 Gas-Druckregel- und Messstationen (GDRM) für eine remote Netzführung im Krisenfall unverzichtbar. Dazu müssen sie zwingend sicher angebunden werden. Thyssengas setzt auf eine redundante Anbindung über hybride Router, die im Fall des Falles automatisch auf das 450-MHz-Netz switchen. Diese Router wurden sehr weitsichtig seit rund vier Jahren im Feld verbaut, sodass der tatsächliche Rollout nach der Pilotphase zügig erfolgen kann. Geplant ist ein Zeithorizont von fünf Jahren, bis alle steuerungsrelevanten Assets angebunden sind.
Test im Live-Betrieb
Gegenstand des jüngst erfolgreich abgeschlossenen Tests war die Integration der über die 450-MHz-Frequenz übertragenen Daten in das Leitsystem. Leitsysteme sind aus gutem Grund besonders stark gekapselt und sensibel gegenüber Veränderungen beim Datenimport. Im Praxistest zeigte sich, dass – einige Konfigurationen von Parametern wie Datendurchsatz und -menge vorausgesetzt – das Leitsystem einen nahtlosen Switch der Netze zulässt. Nachdem somit die Grundvoraussetzung für eine redundante und damit ausfallsichere Anbindung gegeben ist, plant Thyssengas aktuell einen größeren Piloten.
Dabei werden eine Station und ein Router nach den Testerkenntnissen programmiert und in den Live-Betrieb genommen. Julian Kuhls, verantwortlicher Projektleiter bei Thyssengas, ist optimistisch, dass schon 2030 die flächendeckende redundante Anbindung realisiert sein wird. Im Vergleich zur Investition in den Aufbau und den Betrieb eines proprietären Kommunikationsnetzes und dessen Betrieb ist es auch die wirtschaftlich sinnvollste Option".