Einblicke und Ausblicke auf dem «450connect Stadtwerke-Tag»: Vom Use Case zur Best Practice
Branchentreff mit Besucher- und Ausstellerrekord / Marktfähige End-to-End-Lösungen / Erfolgreiche Feldtests und Best Practices / LTE450 in der Operative der Energieversorgungsunternehmen (EVU) angekommen
Vom informellen Austausch zum Pflichttermin der Branche: In seiner neuesten Auflage brachte der 450connect Stadtwerke-Tag fast 300 Besucher und Aussteller zusammen – Rekord! Dabei war auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz mit einer Keynote zur resilienten Digitalisierung der Energiewende. Beatrix Brodkorb spannte den Bogen vom Smart Metering zum Smart Grid und der dafür notwendigen Connectivity: „Der Mess-Rollout muss zum Steuerungs-Rollout weiterentwickelt werden“ und dies erfordere eine zuverlässige TK-Anbindung. Die Steuerbarkeit müsse auch dort gewährleistet sein, wo die gängige Mobilfunkabdeckung nicht ausreiche; in kritischen Netzsituationen oder im Schwarzfall sei die schnelle Erreichbarkeit der betroffenen Energieanlagen zwingend erforderlich. „Mit anderen Worten: Wir müssen schwarzfallrobust werden!“ Brodkorb schloss mit dem Verweis auf die Roadmap Systemstabilität des BMWK und dem Appell, nun die Chancen des 450-MHz-Funknetzes zu ergreifen.
Vielen Dank für den inspirierenden Vortrag!
Netzausbau schreitet voran
In vielen Regionen ist LTE450 mittlerweile im Regelbetrieb, mehr als 100 EVU sind bereits funkversorgt und die aktuellen Praxistests und Rollouts verlaufen erfolgreich. Damit zähle Deutschland zu den weltweiten Leuchttürmen der 450-MHz-Technologie, so Frederik Giessing, Geschäftsführer der 450connect GmbH. Er verwies auf die Energiewende als große Herausforderung, aber auch wichtigen Treiber der technologischen Entwicklung. Diese spiegele sich auch in der Marktfähigkeit von End-to-End-Lösungen für die wichtigsten Anwendungsfälle. Seine Empfehlung: Jetzt ist der Zeitpunkt mit LTE450 in die Zukunft zu starten.
Wie weit das 450-MHz-Funknetz, aber auch die Hard- und Softwarelösungen der Endgerätehersteller und 450-MHz-Ecosystem-Partner heute schon sind, belegen die positiven Erfahrungen aus den Best Practices, die in diesem Jahr im Fokus der Veranstaltung standen.
Immer mehr 450-MHz-Anwendungen werden Realität
Die Integration dezentraler Energieerzeugungsanlagen in die Mittel- und Niederspannungsebenen ist essentiell für das Gelingen der Energiewende, so Dr. Jürgen Tusch vom European Utilities Telecom Council bei der Einleitung des Praxisteils. Dies kann nur gelingen, wenn die Integration krisen- und ausfallsicher über eine direkte oder redundante Anbindung der Scada- und Control-Systeme über LTE450 als Alternativpfad zum öffentlichen Mobilfunk erfolgt. Nur dadurch kann eine zuverlässige Ansteuerung der Vielzahl mittlerer und kleinerer Windkraft- und Solaranlagen gewährleistet werden. Die Gestaltung des nachhaltigen Energiesystems sei gleichermaßen herausfordernd und spannend – eine Einschätzung, die durch die folgenden Anwendungsberichte mehr als bestätigt wurde.
Gas-Druckregel- und Messstationen (GDRM) sind Schlüsselkomponenten für eine sichere Gasversorgung. Über LTE450 wären ihre Steuerung und der Notbetrieb durch die Leitstelle auch bei einem Ausfall des öffentlichen Netzanbieters möglich, berichtet Thyssengas aus ersten Tests im Sommer 2024. Perspektivisch ziele das Unternehmen auf eine schwarzfallfeste Redundanzanbindung seiner Assets über den kommerziellen Anbieter und 450connect.
E.ON plant drei wesentliche Anwendungsfälle im 450-MHz-Funknetz: die Anbindung von Smart Meter Gateways, die Steuerung und Überwachung intelligenter Verteilnetze und Voice-Anwendungen für die Krisen- und Notfallkommunikation, erläuterte der Vertreter der E.ON-Tochter Westenergie. Gemeinsam mit den Stadtwerken Bielefeld konnte er Positives aus den Pilottests rund um die Sprachkommunikation berichten. Die Technik funktioniert, verbleibende Optimierungspotenziale werden gemeinsam mit 450connect in naher Zukunft gelöst, weitere Anwendungsfälle schrittweise getestet und integriert.
Für die Westfalen Weser Netz schilderte der Referent die Erfahrungen aus dem iMsys Rollout im 450-MHz-Netz. Lag die Zahl der installierten LTE450 Smart-Meter-Gateways (SMGW) noch im Mai 2024 bei unter vierhundert, hat nun der Massenrollout mit deutlich fünfstelligen Stückzahlen in den nächsten Quartalen begonnen.
„Solche Zahlen sprechen eine objektive Sprache: LTE450 ist in der Operative der Versorgungsunternehmen angekommen“, so Frederik Giessing, „und das ist auch dem jährlichen kollegialen Austausch aller Akteure im Rahmen unseres Stadtwerketages zu verdanken. Die Vorbereitungen für 2025 laufen daher bereits.“
Am Nachmittag des Stadtwerke-Tags präsentierten knapp vierzig Hersteller ihre 450-MHz-Endgeräte und Anwendungen im Rahmen des exklusiven Marktplatzes. Als Aussteller vor Ort waren:
A Antennas Ab, Advantech Europe B.V./ LUCOM, Antenna Company, BAER Energie- & Messtechnik GmbH, Comarch S.A., comtac AG, comtime GmbH, Cybertel Bridge Germany, Cyrus Technology GmbH, DIGI International GmbH, DigiComm GmbH, EFR GmbH, EMH Metering GmbH & Co. KG, emsys Embedded Systems GmbH, ENQT GmbH, Etic Telekom GmbH, Funk-Electronic Piciorgros GmbH, Garderos GmbH, GE Vernova, Hitachi Energy Germany AG, Dipl. Ing. H. Horstmann GmbH, INSYS icom GmbH, MC Technologies GmbH, MoxyByte GmbH, NET-Automation GmbH, Netze BW GmbH, Nokia Solutions and Networks GmbH & Co. KG, OHB Teledata GmbH, Power Plus Communications AG, SAE IT-systems GmbH & Co. KG, Sagemcom Dr. Neuhaus GmbH, SfP Mobile GmbH, Swistec GmbH, Teltonika Networks UAB, Theben Smart Energy GmbH, Welotec GmbH, Westermo Data Communications GmbH.