Kölner Stadt-Anzeiger, 29. November 2023: "Schnelle Kommunikation im Katastrophenfall"

19. Januar 2024

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Kölner Unternehmen baut bundesweites System auf, mit dem kritische Infrastruktur wiederhergestellt werden kann
 

VON MANUEL LIU
Köln. Wenn eine Flut wie im Ahrtal vor zwei Jahren in kürzester Zeit Straßen, Funkmasten, Telefonleitungen und damit Teile der kritischen Infrastruktur zerstört, dann kann es Monate dauern, bis sie wieder aufgebaut ist. Rettungskräfte, Energie- und Stromversorger, Bus und Bahn und letztlich Menschenleben – sie alle sind davon betroffen. Teilnehmer der PMRExpo ziehen häufig die Flutkatastrophe als Beispiel heran, um zu zeigen, wie wichtig die Kölner Fachmesse geworden ist. PMR steht für „Private Mobile Radio“ womit unter anderem Funkgeräte gemeint sind. Hier treffen sich seit 2009 Unternehmen und Behörden, die weltweit kritische Infrastrukturen konzipieren, bauen und betreiben.

Einer der 236 Aussteller bei der 23. Ausgabe der Messe ist das Kölner Unternehmen „450connect“, das ein bundesweites Kommunikationssystem für die kritische Infrastruktur aufbaut. Betreiber der kritischen Infrastruktur, wie die Rhein-Energie, können im Notfall auf das Kommunikationssystem von 450connect zurückgreifen, wenn das öffentliche Netz zusammengebrochen ist.

Die 450 steht für die 450 Megahertz-Frequenz der Funktechnologie. Geschäftsführer Frederik Giessing erklärte: „Im Gegensatz zu Mobilfunkbetreibern, die ihre einzelnen Funkstandorte über das öffentliche Netz anbinden, sind wir unabhängig, weil wir das Netz auf eine autarke, separate Infrastruktur bauen.“ Daher werde jeder Funkmast mit einer Notversorgung ausgestattet, die drei Tage lang Strom liefert. Eine funktionierende Kommunikation sei der Grundstock für Polizei, Feuerwehr und Katastrophenschutz, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU), der am Dienstag die dreitägige Fachmesse in Köln-Deutz eröffnete.

Flut als mahnendes Beispiel
In seiner Rede betonte er die Wichtigkeit des Breitbandausbaus, um „5G für die Blaulichtwelt“ zu schaffen. Einsatzkräfte müssten in Echtzeit Lagebilder und Drohnenaufnahmen an ihre Krisenstäbe schicken können, sagte Reul: „Wenn wir unsere Einsatzkräfte mit der besten Technik nach draußen schicken, brauchen sie auch das beste Netz.“ Auch er nannte die Flutkatastrophe 2021 als mahnendes Beispiel. Dabei unterstrich Reul seine Kritik in Richtung Berlin. Vergangene Woche hatte er bemängelt, dass die Funktionssicherheit des Digitalfunks von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdiensten massiv gefährdet sei. 130 Millionen Euro würden der zuständigen Bundesanstalt fehlen.

Am Dienstag sagte er in Richtung Ampel-Koalition und Innenministerin Nancy Faeser (SPD): „Ich weiß, dass sie alle Finanzprobleme haben, aber mir fallen ein paar Bereiche ein, die weniger wichtig sind als Menschenleben retten.“ Das Kommunikationsnetz von 450connect soll indirekt Menschenleben retten. Für Rettungskräfte und Leitstellen ist es nicht vorgesehen, sondern für die Energie- und Wasserwirtschaft, die in der Krise ihre Versorgung wiederaufbauen muss. Für den Netzaufbau gab es vor zwei Jahren den Zuschlag von der Bundesnetzagentur bis 2040. Ab dem Jahr 2025 soll das Netz stehen. Gesellschafter der 450connect GmbH sind Alliander, E.ON, 450 MHz Beteiligung und die Versorgerallianz 450 MHz, zu der mehrere Stadtwerke, Energie- und Wasserversorger gehören.

Quelle: https://www.ksta.de/

Frederik Giessing, Geschäftsführer 450connect