Energieversorger verständigen sich auf 450MHz-Joint Venture

16. Mai 2021

Nach intensiven Gesprächen vollzieht die Energie- und Wasserbranche jetzt den Schulterschluss, um die 450MHz-Funkfrequenzen mit der größtmöglichen Geschlossenheit und einem möglichst breit
getragenen Betreibermodell zu erwerben. Bisher hatten sich mit dem heutigen Frequenzinhaber und Funknetzbetreiber 450connect und dessen Ankerkunden sowie der Versorger-Allianz 450 zwei Zusammenschlüsse aus den Reihen der Energie- und Wasserwirtschaft auf das Vergabeverfahren zur Zuteilung der 450MHz-Frequenzen vorbereitet. Nunmehr haben sich die beiden Konsortien und Unternehmen der Branche in einer Absichtserklärung auf einen Zusammenschluss und eine gemeinsame Vorgehensweise verständigt.

  • der bisherige Eigentümer der 450connect, Alliander AG,
  • ein Konsortium kommunaler Regionalversorger,
  • die Regionalversorger der E.ON SE/innogy SE sowie
  • die Versorger-Allianz 450, ein Zusammenschluss von Stadtwerken, Energie-und Wasserversorgern
    unter Beteiligung der EnBW


„Wir haben uns auf ein echtes Branchenmodell geeinigt und sind vorbereitet, den nationalen
Funknetzausbau sofort zu beginnen. Das Modell vereint Versorger aller Größen von Stadtwerken,
über namhafte Regionalversorger und den E.ON Konzern und ist wegweisend für die
Zukunftsfähigkeit der Energieversorgung in Deutschland. Es vereinigt die Interessen der Versorger
mit den Kompetenzen der Alliander als 450MHz-Netzbetreiber in Deutschland und den
Niederlanden“, betont Dr. Alexander Montebaur, Vorsitzender des Vorstands der E.DIS AG für die
E.ON SE.

450connect wird sich um die Frequenzen in dem von der Bundesnetzagentur derzeit vorbereiteten
Vergabeverfahren bewerben sowie das Funknetz aufbauen und betreiben. Gleichberechtigte
Gesellschafter der 450connect werden neben dem bisherigen Eigentümer Alliander AG, ein
Konsortium kommunaler Regionalversorger, die Versorger-Allianz 450 und die EON SE. Alle Partner
halten dann jeweils 25 % an der 450connect.

„Dieses Frequenzspektrum ist für die Energieversorgung in Deutschland und die sie tragenden
Unternehmen von überragender Bedeutung. Nur ein 450MHz-Funknetz erfüllt die hohen und
spezifischen Anforderungen der Energiewirtschaft an eine zuverlässige Versorgungssicherheit,
ermöglicht die digitale Vernetzung von Stromerzeugern und -verbrauchern und ist dabei rechtzeitig
realisierbar und wirtschaftlich tragfähig. Wir haben ein solches Netz bereits erfolgreich in den
Niederlanden umgesetzt. Dort wird es seit mehreren Jahren für die Kommunikation dezentralisierter
und digitalisierter Stromnetze eingesetzt. Inzwischen sind über zwei Millionen Geräte angeschlossen
und wir sind froh, dieses Know-how zusammen mit unseren Partnern auch hier in Deutschland
einbringen zu können“, sagt Frank Zeeb, Vorsitzender des Vorstands der Alliander AG.

Die vier künftigen Partner als Gesellschafter der 450connect und ihre Mitgliedsunternehmen sind auf
90 % der Fläche Deutschlands für die zuverlässige Energie- und Wasserversorgung verantwortlich.
Die Unternehmen verbindet der dringende Bedarf an schwarzfallfester, sicherer und breitbandiger
Kommunikation, aber auch der Wunsch nach diskriminierungsfreien Nutzungsbedingungen für die
450MHz-Mobilfunkdienste.

„Unser Zusammenschluss zeigt, dass die zahlreichen Energie- und Wasserversorger auf dem
deutschen Markt zu breit getragenen Kooperationen fähig sind. Ein so wichtiges Werkzeug wie ein
nationales 450MHz-Funknetz erfordert eine möglichst breite Basis, denn es wird absehbar zu einem
unverzichtbaren Baustein der Versorgungssicherheit werden. Über die Versorger-Allianz 450 besteht
für Stadtwerke und Versorgungsunternehmen spartenübergreifend weiterhin die Möglichkeit, sich
indirekt an der450connect zu beteiligen. Denn eine breite Beteiligung stärkt unseren Anspruch eines
echten Branchenmodells mit diskriminierungsfreien Nutzungsbedingungen“, sagt Theo Waerder,
Vorstandsvorsitzender der Versorger-Allianz 450 e.V. und Geschäftsführer der Bonn-Netz GmbH.

„Wir Ankerkunden der 450connect bauen auf die guten Erfahrungen bei 450connect und Alliander
auf. Wir teilen in dieser Kooperation schon heute Aufgaben und Risiken, nutzen Standorte und sind
somit über die gesamte Fläche Deutschlands schnell umsetzungsfähig. Bis zum Ende des Jahres 2022
sollen allein in den Netzgebieten der heutigen Ankerkunden über 300 Funkmaste entstehen. Eine der
wichtigsten Eigenschaften der 450MHz-Funknetze ist die sogenannte Schwarzfallfähigkeit.
Herkömmliche Telekommunikationsnetze fallen ohne Strom nach wenigen Stunden aus. Unsere
Lösung ist mehrfach abgesichert und schwarzfallfest. Sollte es je zu einem flächendeckenden
Blackout kommen, können wir die Stromnetze schnell wieder hochfahren. Ohne funktionierende
Kommunikationsmöglichkeit wäre das sehr schwer bis unmöglich“, sagt Thomas Murche, technischer
Vorstand der WEMAG als Vertreter des Konsortiums der kommunalen Regionalversorger.

Um die Einigkeit der Energiewirtschaft und eine breite Branchenbeteiligung zu erreichen,
wird die Alliander AG 75 % der Anteile an der 450connect GmbH abgeben. Diese werden zu gleichen
Teilen vom E.ON-Konzern (25%), einer Vorschaltgesellschaft der heutigen Ankerkunden der 450connect (25%)
sowie einer Beteiligungsgesellschaft von Unternehmen der Versorger-Allianz 450 (25%) übernommen.
Der Infrastrukturdienstleister und Netzbetreiber AllianderAG hält somit künftig ebenfalls 25%. Die Transaktion
steht unter dem Vorbehalt des Abschlusses der Kauf- und Konsortialverträge, der erforderlichen
Gremienbeschlüsse so wieder Genehmigung durch die Kartell und Aufsichtsbehörden.
Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

Die künftigen Partner heben gemeinsam hervor, dass in dieser Zeit die krisensichere Kommunikation
für die Betreiber kritischer Infrastrukturen besonders notwendig ist. Die Strom-, Gas-, Wasser- und
Wärmeversorger Deutschlands sind sich einig in ihrem Willen, gemeinsam zügig ein 450-MHz-Netz in
Deutschland aufzubauen und damit bundesweit zu einer Härtung unverzichtbarer Leistungen wie der
Energie- und Wasserversorgung beizutragen. Neben ihrer Finanzkraft und ihrem Know-how bringen
sie dabei auch ihre Antennen- und Infrastrukturstandorte ein.

Die Bundesnetzagentur hat im Januar 2020 in Vorbereitung des geplanten Vergabeverfahrens der
450-MHz-Frequenzen für Nutzungen der Betreiber kritischer Infrastrukturen Eckpunkte veröffentlicht
und Bedarfe abgefragt. Das Vergabeverfahren steht noch unter dem Vorbehalt der Entscheidung der
Bundesregierung angesichts der Frequenzforderungen der Behörden und Organisationen mit
Sicherheitsaufgaben (BOS).

„Wir wünschen uns, dass dieses Signal der Geschlossenheit und Entschlossenheit dazu beiträgt, dass
die Bundesregierung die ausstehende Entscheidung nunmehr fällt, damit die Bundesnetzagentur das
bereits eingeleitete Verfahren zügig abschließen kann. Mit der breiten Beteiligung der Branche ist
450connect als Betreiber des 450MHz-Funknetzesfür Unternehmen und Organisationen mit
kritischen Kommunikationsanforderungen bestens aufgestellt“, führt Carsten Ullrich, Geschäftsführer
der 450connect, abschließend aus.

Die 450-MHz-Frequenzlösung wird in der Branche bereits angewendet. Als regionaler Netzbetreiber
aus dem Nordwesten Deutschlands setzt die EWE NETZ GmbH bereits seit Langem auf die
450-MHzFrequenz. „Inzwischen ist die 450MHz-Frequenz Teil unseres neuen Energiedatennetzes,
mit dem wir unsere intelligenten Netzkomponenten wie regelbare Ortsnetzstationen oder Einspeise-
anlagen steuern und unsere schwarzfallsichere Kommunikation realisieren. An dieses Netz können wir
künftig weitere Anwendungen für SmartGrid und Smart Meter anschließen,“ so Torsten Maus, Vorsitzender
der Geschäftsführung der EWE NETZ GmbH.

Die gemeinsame Betreibergesellschaft bietet alle Voraussetzungen, das Funknetz schnell zu errichten
und zu betreiben. Dafür sprechen die vorhandene Standortinfrastruktur, die Finanzkraft der
Energie- und Wasserwirtschaft sowie die Kompetenz des Betreibers 450connect.

Zum Hintergrund
Die Energie- und Wasserversorger in der Bundesrepublik Deutschland fordern seit Langem mit
Nachdruck, dass die Nutzungsrechte für die 450Megahertz(MHz)-Frequenzen den Betreibern
kritischer Infrastruktur zugewiesen werden. Dieses erzwingt die Digitalisierung von Millionen von
Netzelementen (u.a. Photovoltaik- Windkraftanlagen, Wärmepumpen und Ladesäulen für
Elektromobilität).Dazu benötigt die Versorgungswirtschaft eine leistungsfähige, sichere und
hochverfügbare Kommunikationsinfrastruktur, um die Herausforderungen der Energie- und
Verkehrswende sowie des Klimawandels zu bewältigen und um eine schwarzfallfeste
Versorgungssicherheit auch und gerade in kritischen Situationen dauerhaft zu gewährleisten. Die
Umsetzung der vorgesehenen Transaktion steht u.a. unter dem Vorbehalt der Zustimmung der
zuständigen Kartellbehörden.

Über 450connect:
Die 450connect GmbH ist ein Tochterunternehmen der Alliander AG, einem kommunal geprägten
Technologie-Unternehmen und Innovationsführer auf dem Gebiet der digitalen Energieinfrastruktur.
In enger Kooperation mit deutschen Energieunternehmen realisiert der bisherige
450-MHz Zuteilungsinhaber und Funknetzbetreiber 450connect bereits heute regionale 450MHz-Funknetze in
Vorbereitung eines bundesweiten 450MHz-Funknetzes für Unternehmen und Organisationen mit
kritischen Kommunikationsanforderungen für die Digitalisierung der Energie- und Wasserwirtschaft.

Kurzbeschreibungender Konsortialpartner
Über AllianderAG:
Ist ein Innovationsführer auf dem Gebiet der digitalen Energieinfrastruktur und bietet
maßgeschneiderte Produkte und Lösungen zur Umsetzung neuer lokaler Energiekonzepte an. Als
Dienstleister und Partner von Netzbetreibern, Städten und Kommunen übernimmt Alliander die
Planung, Installation und Betriebsführung von Infrastrukturen im Bereich Energie, Verkehr und
Telekommunikation.

Über das Konsortium der kommunalen Regionalversorger:
Die Regionalversorger errichten und betreiben und betreiben bereits heute in Kooperation mit dem
Funknetzbetreiber 450connect GmbH in ca. 20 % der Fläche Deutschlands regionale 450-MHzFunknetze
und sind im Besonderen an einer Weiternutzung interessiert. Die mehrheitlich
kommunalen Unternehmen investierten frühzeitig in eine zuverlässige und hoch verfügbare
Kommunikationsplattform zur Digitalisierung ihrer Verteilnetze. Durch die partnerschaftliche
Zusammenarbeit zwischen ihnen als Infrastrukturbereitsteller und 450connect konnten rasche
Erfolge beim Funknetzausbau und netzdienlichen Anwendungen erzielt werden.

• EWE NETZ GmbH
• EAM-Beteiligungen GmbH
• ENTEGA AG
• Harz Energie GmbH & Co. KG
• NetCologne Gesellschaft für Telekommunikation mbH
• Stadtwerke Düsseldorf AG
• TEAG Thüringer Energie AG
• WEMAG AG
• Westfalen Weser Energie GmbH & Co. KG

Über E.ON / innogy:
E.ON SE und Innogy SE setzen sich seit 2010 für die Vergabe der 450-MHz-Frequenz an die
Energiewirtschaft ein. Unter dem Dach der E.ON SE und Innogy SE sind maßgeblich große
Netzbetreiber zusammengefasst. Diese Netzbetreiber sind in nahezu allen Bundesländern vertreten
und integrieren über 60 % der bundesweit installierten erneuerbaren Energien in ihre Netze.
• Avacon AG
• Bayernwerk AG
• E.DIS AG
• HanseWerk AG
• Envia Mitteldeutsche Energie AG
• innogy Westenergie GmbH
• Lechwerke AG
• Süwag Energie AG
• VSE AG

Über Versorger-Allianz 450:
Die Versorger-Allianz 450 repräsentiert eine Gruppe von 180 Unternehmen der Energie- und
Wasserversorgungsbranche, die seit über zwei Jahren für die Frequenzzuweisung werben und ein
diskriminierungsfreies und nationales Umsetzungsmodell für die gesamte Branche entwickelt haben
und vorantreiben. Die Unterstützer der Versorger-Allianz 450 versorgen die Bevölkerung bundesweit
mit Strom, Gas, Wasser oder Wärme. Die Initiative öffnet den Kreis der Partner weiterhin und wird
neue Gesellschafter aufnehmen. Diese Unternehmensgruppe wird aktuell u.a. vertreten durch die
Unternehmen:
• Bad Honnef AG
• Bonn-Netz GmbH
• DB Energie GmbH
• MVV Netze GmbH
• Netze BW GmbH
• Netze Duisburg GmbH
• Oberhessische Versorgungsbetriebe AG
• Stadtwerke Schwäbisch Hall GmbH